Wir wollen ein modernes Rathaus in ein historisches, denkmalgeschütztes Gebäude bauen. Das erfordert Kompromisse. Dabei muss man aber auch darauf achten, dass man an der historischen Substanz nicht zu viel zerstört.
Ich wundere mich schon darüber, dass das Landesamt für Denkmalpflege, das ansonsten immer so pingelig ist, die aktuelle Planung so mitgeht.
Die Fraktion der GLG hat aber zum Umfang der Erforderlichkeit der Sanierung des Rathauses keinen einheitliche Standpunkt gefunden. Es gibt Mitglieder, die finden die Planung ansprechend und können sie, so wie vorgesehen mittragen.
Andere sehen vor allem den Ausbau des Dachgeschosses und die Schließung der Arkaden als problematisch an.
Insbesondere die Ansammlung aller Dienststellen im historischen Rathaus mit den damit verbundenen Ausbau des Dachgeschosses erachte ich als Fehlplanung und das Festhalten am Raumkonzept, das vor der Corona-Krise erstellt wurde, als einen großen Fehler. Schließlich ist es nicht so, dass „nur“ vier zusätzliche Gauben auf dem Dach neu errichtet werden, wie es der Öffentlichkeit suggeriert und in der Sitzungsvorlage dargestellt wird. Insgesamt werden 15 neue, also insgesamt 17, Gauben zur Belichtung der dort vorgesehenen Arbeitsplätze erforderlich, die in dieser Anzahl historisch nie vorhanden waren!
Der Ausbau zu attraktiven Arbeitsplätzen im Dachgeschoss kostet Geld. Und ich lasse es nicht gelten, dass ca. 50 % davon Zuschüsse sind. Wir müssen verantwortungsbewusst mit Steuergeldern umgehen und auch bedenken, dass es Nachnutzungskonzepte für die bisher genutzten Räumlichkeiten geben muss. Auch der Umbau in der Adlergasse und im Winzerhof wird die Stadt etwas kosten, auch wenn keine Dienststellen der Stadtverwaltung dort untergebracht sind. Und auch ein eventueller Leerstand wird die Stadt Geld kosten bzw. der Stadtbau werden Einnahmen fehlen!
Die Sanierung unseres Rathauses wird nach dem derzeitigen Stand insgesamt ca. 20 Mio. Euro kosten. Nicht berücksichtigt ist dabei ein nachhaltiges und klimaneutrales Wärmekonzept. Dabei könnte die Sanierung des Rathauses auch die Chance bieten, einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten. Eine zukunftsfähige Sanierung bedeutet für uns nicht nur Wärmedämmung, die im historischen Rathaus sicherlich schwierig ist. Im Zusammenhang mit dem Sanierungsprogramm sollte man das Rathaus nicht isoliert betrachten. Es könnte ein Nahwärmenetz für die Altstadt auf den Weg gebracht werden. Und wenn schon so viele Gauben auf dem Rathausdach, warum nicht auch Fotovoltaik-Module, zu mindestens auf dem Bauamt bzw. dem zukünftigen Ratssaal.
Als die Grundsatzentscheidung zur Rathaussanierung vom Gemeinderat seinerzeit einstimmig getroffen wurde, habe aber zu mindestens ich mir nicht vorgestellt, dass sie so umfassend sein wird, wie jetzt geplant und dass sie solche massiven Einschnitte in die Bausubstanz des historischen und denkmalgeschützten Rathauses mit sich bringen wird.
Ich bin der Ansicht, dass wir von der bisherigen Planung einige Abstriche machen müssen. Dazu gehört für mich auch auf die Verglasung des Arkadendurchgangs zu verzichten.
Wir brauchen keinen“ Prachtbau“ als Rathaus.
In Zeiten von e-Gouvernement, flexibler Arbeitszeiten, Homeoffice und zunehmender Digitalisierung ist es nach meiner Ansicht nicht erforderlich, ein so großes Foyer bzw. eine „Lounge“ mit Rezeption für den Bürgerservice zu haben.
Andere Gemeinden bauen ihre Verwaltung um und sorgen dafür, dass auch sie zukunftssicher wird. „Die klassische Gemeindeverwaltung hat ausgedient“ war in der letzten Ausgabe der Zeitschrift „Kommunal“, die uns GR monatlich zugeleitet wird, zu lesen.
Die Sachbearbeiter werden zu den Bürgern kommen und nicht mehr die Bürger zum Sachbearbeiter“ ins Rathaus.
Und sogar der Calwer Oberbürgermeister verzichtet auf ein eigenes Büro in seinem Rathaus. Er macht das Rathaus in Calw „fit für die Zukunft“ , wie es den Medien zu entnehmen ist.
Dazu passt auch die Mitteilung des Landratsamtes Ortenaukreis von heute, dass Bauanträge nur noch in digitaler Form zulässig sind. Dies wird auch für Gengenbach so kommen müssen, so lange wir noch eine eigene Baurechtsbehörde haben.
Wir wollen eine moderne einwohnerfreundliche Verwaltung mit wenig Bürokratie in unserem historischen Rathaus und dieses in seiner Originalität weitgehend erhalten.
Wie bereits im Workshop am 15.Dezember letzten Jahres von mir angekündigt, beantragen wir eine namentliche Abstimmung zu den einzelnen Vorgängen Dachgeschossausbau und „Arkadendurchgang“.
Der Öffentlichkeit soll damit deutlich gemacht werden, wer von den Gemeinderäten die Verantwortung für Mehrkosten und erheblichen optischen Veränderungen an unserem historischen Rathaus übernehmen möchte. Es geht darum, dass sich die Gemeinderäte nicht hinter dem Bürgermeister verstecken, nur weil dieser diese „strategische Entscheidung“ nicht in Frage stellen lassen möchte.
Nachdem das Stimmungsbild in der Bürgerinformation im Hexenkeller für eine Offenhaltung des Arkadendurchgangs so eindeutig war, hätte man auch den Bürgerwillen frühzeitiger berücksichtigen und auch ein Bürgerentscheid nach § 21,1 GemO, wie seinerzeit in Haslach, in Erwägung ziehen können. Doch dazu müsste der Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss herbeiführen.
Dieter Halsinger